Aporie

Ich kann sie beide verstehen. Körper, wenn er bei jeglichen Aktivitäten immer deutlicher mault – ganz zu schweigen von so etwas wie dem Zeigen von Leistungsfähigkeit oder gar -steigerung im FitnessStudio – und Rosa, die mir aller in jenen Situationen gefassten Vorsätze zum Trotz einen Vogel zeigt, wenn es um Korrekturen geht. Beide umkreisen sich wie Raubtiere und schmeißen mit Amenorrhoe und Kontrolle um sich. Im entstehenden Handgemenge bekomme ich die meisten Ohrfeigen ab und würde mich gerne trösten lassen, aber dann müsste ich ja reden.
Igittihbäh.
Dass ich eigentlich jederzeit wieder auf Frau Therapeutin zugehen könnte, macht es auch nicht besser, weil ich sehr genau weiß, dass ich mich dort nur ein bisschen streicheln lassen würde, um anschließend wieder einen Weg zu skizzieren, der Lob verdient und nicht stattfindet. Einfach, weil ich es kann, das Ding mit der Manipulation.
Also setze ich mich einfach in die Mitte der Kreise, die die Teufel um mich herum ziehen, und schaue ihnen beim kleiner werden zu.
Wenigstens die Arbeit funktioniert jetzt. Ist ja schonmal was.

Koordinaten

Ich bin müder, als ich es eigentlich sein sollte nach dem heutigen Tag (ähm,ja…) und fühle mich haltlos.
Es schmeißt mich ein bisschen, so von °ohwiegeilwirsindfrei° nach °undjetzt?!(Grillenzirpen)° und wieder zurück – Planlosigkeit bekommt mir nicht gut. Das zu wissen, hilft mir allerdings gerade auch nicht weiter.
Ich brauche ein Projekt.

Reizthema

Weidekätzchen. Der natürliche Körpergeruch von Schatz. Orgelspiel. Disney-Filmenden. Ich bin berührt und stelle fest, dass ich es seit über 2 Jahren nicht war. Keine Frage, ohne SSRI wäre ich auch sonst einfach nicht(s) mehr, aber dass nicht nur Untiefen untiefer, sondern auch alles andere einfach unbedeutend flacher ist, stand nicht im Beipackzettel – und sagt einem auch keiner.
Also taste ich mich langsam wieder an meine Emotionen ran, hoffend, nicht überrannt und niedergetrampelt zu werden – das übernehmen die Absetzerscheinungen zur Genüge.

Derweil. Postet meine von Entzug und Katastrophenterminen unbehelligte Mama ein Spruchbild in ihrem WhatsApp-Status und ich weiß nicht, ob ich weinen, eskalieren oder – thematisch passend – kotzen soll. Augenrollen jedenfalls fällt aus, weil BrainZaps.
Ohne Reproduktionsabsicht dennoch das Zitat:
Natürlich dürfen dicke Menschen kurze Kleidung tragen! Dumme Menschen reden ja auch.
Und erstellen Spruchbilder. °Kalmar!°

Rudimente

Sie hat Geburtstag, also rufe ich meine Mutter ausnahmsweise ohne vorige Verabredung per WhatsApp an. Ich weiß nicht, wann sie mich das letzte Mal unverabredet angerufen hat. Jedenfalls nicht zu meinem Geburtstag, da bekam ich eine WhatsApp. Und an dem davor. Und davor…

Eine Belanglosigkeit folgt der nächsten – nur, dass sie im Juni doch ihren geplanten Urlaub in der Ferienwohnung nicht weit entfernt antreten können, enttäuscht mich dann doch. Direkte soziale Interaktion. „Oh, schön!“, sage ich, und finde es ätzend. Und dann, als ich mich schon fast sicher wähne: „Die Hauptsache ist ja, dass du nicht noch weiter abnimmst. Und du hast ja inzwischen begriffen, dass das nix ist.“
Ich kann meine Augen garnicht so weit verdrehen, wie ich es möchte. „Mhm“, nuschle ich und will sie anschreien, dass es sowas von nicht um meinen Körper und um Butter im Essen geht. Zumindest nicht nur.

Gefühlte zwei Stunden später bin ich erstaunt, dass es angeblich nur 35 Minuten waren. Mein Telefon lügt.

08.05.2020

Zwischen den Zeilen liegen Tonnen von Worten, schwer wie Blei

28.10.2020

Ich sperre die Welt aus und mich ein.

29.03.2021

Was der Parasit und Rosa mit Sex zu tun haben? Alles und Nichts.
Ja, so hab ich am Anfang auch geschaut.

23.10.2021

Der Mann den ich liebe ist der Mann, den ich schütteln will und anschreien, er soll sich gefälligst zusammen reißen, aber weil ich weiß, dass er eine Depression und PTBS hat, zerreißt es mich, weil ich weiß, dass er es nicht kann. Ich träume vom Hausmeister und von Lucifer und fühle mich großartig und grauenvoll deswegen.

28.01.2022

Wir müssen reden. Ohne dass ein konkretes Wir gesetzt wäre; ist variabel zu befüllen – Schatz und ich, EgoStates und ich, Chef und ich, Leser:innen und ich. Aus Gründen. Ich weiß nur noch nicht, aus welchen.
Rosa – die ohne

03.03.2022

Etwas Rotes hat sich irgendwie in meine neutrale Wäsche gemogelt und jetzt ist alles einfach nur noch Rosa.

27.03.2022

Wachstumsschmerz

Es mag am mentalen Ultramarathon der letzten Woche bis Monate liegen, dass sich heute multidimensionale Erschöpfung schwer und ausgesprochen unhöflich auf mich drauf legt. Immerhin führt sie dazu, dass ich einen Teil der scheinbar vor ebenso vielen Wochen bis Monaten verschluckte Kreativität auskotzen kann.
Das letzte halbe Jahr verschwimmt in meinem Gedanken, denn eigentlich ist viel zu viel passiert dafür, dass es nur 24 Wochen sein sollen, in dem Erinnerungen trügen oder gar nicht erst mehr vorhanden sind. Fertig wiedereingegliedert, wie ich nun seit gestern bin, starte ich Montag in meine altes neues Leben – ohne Teamleitung, sondern als Expertin auf meinem Gebiet. Diese Raumforderung, diese Wucherung von unerfüllbarer Verantwortung ist endlich nicht mehr Teil meines Arbeitens. Nur ich und mein Fachwissen, mit dem ich gerne anderen aushelfe, bei Rumheulerei aber künftig sagen kann, nicht meine Baustelle. Sowas von nicht.
Dankbarkeit und schiere Euphorie lassen mich nach dem Weihnachtsessen und der Mitteilung ans Team teils beseelt, teils zum Bersten angespannt nach Hause fahren. Den Fuß auf dem Gaspedal, die Gedanken bei Cravings und der Gewissheit, dass dort eine Tavor auf mich wartet, mit der ich mich statt meiner Gefühlsexpolsion beschäftigen kann.
Vielleicht darf ich da heute einfach mal ein bisschen im Arsch sein. Auch, wenns mir erschreckend oft fucking gut geht in letzter Zeit.

Hüllenlos

Vielleicht war es absehbar, betrachtet man die Tatsache, dass ich den ersten Abend vor der Wiedereingliederung mit missbräuchlichem Medikamentenkonsum ins Bett gehe. Anders scheint es mir unmöglich, in der Nacht vor der anstehenden 4-Tage-Woche mit Pause am Mittwoch auch nur ein Auge zuzumachen.
Jedenfalls dämmert mir nicht erst seit der Notwendigkeit einer halben Tavor am gestrigen Abend (nach einem 2-Stunden-Arbeits-und-den-Rest-des-Tages-skillen-müssen-wie-blöd-Tag), dass es möglicherweise noch nicht funktioniert.
Fragen wir nächste Woche mal Herrn Hausarzt, wie er das Ganze einschätzt.