°Ich weiß nicht, ob ich überhaupt möchte, dass du herkommst° Ich bin dann gleich da. °Aber maximal zwei Nächte, okay?° So 4 oder 5 Tage werd ich bleiben. °Also meine wirklich absolute Deadline wären 4 Nächte, ja?° Ich fahre übrigens erst an Tag 6.
Dass es aktuell eine halbe Tavor braucht, um meinen cerebralen Status auf ein Normal runterzuregeln und Körper sich scheinbar weiterhin in akuter Lebensgefahr wähnt, so er schwanger würde und daher ja schon wieder seit nun fast 3 Monaten Vorkehrungen zur Verhinderung einer solchen trifft – er könnte auch einfach mal die als mehrdeutig anzusehende Sterilität genauer ansehen, aber nu – zwingt mich dann doch ein wenig zum Nachdenken. Also denke ich jetzt, verstehe aber mein Problem nicht. Was natürlich nicht heißt, dass da ein:e Dritte:r mal draufgucken darf. Aus Gründen. Welche? Muss ich mir noch ausdenken.
Zwischen den Jahren . ZwischenWelten. Ich scrolle durch Selfies und Monate, die zusammen mit Körpergewicht und Blut im Dunkel versickert sind.
Es ist November, nach einem Monat Psychiatrie, weiteren Wochen Krankschreibung und in meiner nochmal deutlich heruntergeschraubten Wiedereingliederung. Die neue Frau Therapeutin und ich stellen immerhin so viel Gewicht wieder her, dass sich mein Uterus mal wieder angesprochen fühlt. Nicht, dass ich das irgendwie bräuchte, aber was tut frau nicht alles für die Gesundheit.
Zum ersten Mal seit – ja, immer, irgendwie?! – spüre ich das Leben und denke voller Staunen, dass sich so also Leben anfühlt. Nicht nur struggeln, hustlen und irgendwie halbwegs überleben.
Der See, der scheinbar so grundlos in meinem Innern vor sich hin existiert, schwappt düster und eisig über mir zusammen, nur kurz nachdem ich den Kopf für den Bruchteil eines Atemzugs an die Oberfläche bringen konnte. Mein Mund wird instantly taub und ich schlucke Brackwasser. Nicht Husten.
Ich schrecke hoch, weil ich keine Luft bekomme. Der grundlose See in meinem Innern existiert weiter vor sich hin, als sei nichts gewesen. Ich stehe auf – zu schnell wohl, kann ich doch nur durch Vorwärtsbewegung verhindern, umzufallen.
Vielleicht war es absehbar, betrachtet man die Tatsache, dass ich den ersten Abend vor der Wiedereingliederung mit missbräuchlichem Medikamentenkonsum ins Bett gehe. Anders scheint es mir unmöglich, in der Nacht vor der anstehenden 4-Tage-Woche mit Pause am Mittwoch auch nur ein Auge zuzumachen. Jedenfalls dämmert mir nicht erst seit der Notwendigkeit einer halben Tavor am gestrigen Abend (nach einem 2-Stunden-Arbeits-und-den-Rest-des-Tages-skillen-müssen-wie-blöd-Tag), dass es möglicherweise noch nicht funktioniert. Fragen wir nächste Woche mal Herrn Hausarzt, wie er das Ganze einschätzt.
Ich zerfalle in meine Einzelteile. Löse mich auf in der Diagnose und weiß immer weniger, werich eigentlich bin – geschweige denn, sein will. EgoStates liegen welk um mich herum verteilt wie abgerissene Blütenblätter einer Blüte, die nie existiert hat. Die nie eine Einheit war und ich habe keine Ahnung, wie ich all das wieder zu etwas Sinnvollem verbinden soll. Zu etwas Einheitlichem. Die Frage, ob ich je wieder ein Team leiten kann – und will – , wenn nicht einmal ich zusammenpasse, hüllt mich in schweren Nebel, der mich bis auf die Knochen durchnässt und zu Boden drückt. Bewegungsunfähig. Zwischen Entscheidungen, die nur begrenzt in meinen Handlungsspielraum fallen und Symptomen, die nun zwar einen Namen, aber noch keine Lösung haben. Einzementiert.