Kernschatten


Ich weiß zwar nicht, warum ich mich für den Sieger in dieser Geschichte halte, aber ich würde außerordentlich gerne bei einem der angebotenen, aber bisher aus Prinzip nicht in Anspruch genommenen Zwischendurch-Termine der Frau Ex-Therapeutin vor die Füße kotzen, dass mein Zyklus nach wie vor durch Abwesenheit glänzt und sie von meinem Innenleben ungefähr nichts weiß – außer halt dem, was ich für Notwendig erachtet und mit ihr geteilt habe. Aus Gründen.

Als ehemaliges personifiziertes Impostor-Syndrom fühle ich mich angekommen wie ewig nicht mehr und kann nur den Kopf schütteln über Chefs Hoffnung, dass ich es mir nochmal anders überlege. Ich kann nicht, wie könnte ich?!

Rot schwelt vor sich hin, eine Magmakammer unter Hochdruck. Warum sie das macht, sagt sie aber nicht, also versuche ich mich in Beschwichtigung Ignoranz, weil ich keine Lust habe, sie zu verstehen. Verbrannte Finger schrecken zurück, um im nächsten Augenblick verständnisvoll angepustet zu werden.

°roar° und Grillenzirpen. Gehirn abzugeben.

Anabol

Während ich versuche, meinen Gedankensalat irgendwie sinnvoll einzusortieren, drängt sich eine so simple wie bahnbrechende Erkenntnis relativ dreist dazwischen. Vielleicht ist es ja auch okay, gerade einfach mal fein damit zu sein, wie mein Leben so läuft. Und jetzt steh ich da, vor meinem Salat, dem nur provisorisch eingeräumten Ordnungssystem und dieser Erkenntnis und denke, fuck, sie hat Recht.

Gerade ist echt alles ziemlich okay – hält man die Augen weiterhin hübsch verschlossen vor der Welt – und ich fühle mich auch okay. Echt jetzt!
Arbeit? Läuft.
Sport? Läuft.
Privat? Läuft.

Was ich dennoch gerne einsortieren würde, ist Rosa. Weil, wir arrangieren uns und ich habe Angst, dass sie einfach geht. Ich will sie festhalten, einfach weil halt. Weil Halt, wahrscheinlich. Körper hätte da durchaus ne andere Meinung zu und ist auch ausgesprochen deutlich in seinen Forderungen, was mir wiederum so garnicht in den Kram passt.



Bei 28,3° eine Miezekatze auf dem Schoß zu haben, ist nur so semi 🔥

Phonk

Dass es aktuell eine halbe Tavor braucht, um meinen cerebralen Status auf ein Normal runterzuregeln und Körper sich scheinbar weiterhin in akuter Lebensgefahr wähnt, so er schwanger würde und daher ja schon wieder seit nun fast 3 Monaten Vorkehrungen zur Verhinderung einer solchen trifft – er könnte auch einfach mal die als mehrdeutig anzusehende Sterilität genauer ansehen, aber nu – zwingt mich dann doch ein wenig zum Nachdenken.
Also denke ich jetzt, verstehe aber mein Problem nicht. Was natürlich nicht heißt, dass da ein:e Dritte:r mal draufgucken darf. Aus Gründen.
Welche? Muss ich mir noch ausdenken.

Aporie

Ich kann sie beide verstehen. Körper, wenn er bei jeglichen Aktivitäten immer deutlicher mault – ganz zu schweigen von so etwas wie dem Zeigen von Leistungsfähigkeit oder gar -steigerung im FitnessStudio – und Rosa, die mir aller in jenen Situationen gefassten Vorsätze zum Trotz einen Vogel zeigt, wenn es um Korrekturen geht. Beide umkreisen sich wie Raubtiere und schmeißen mit Amenorrhoe und Kontrolle um sich. Im entstehenden Handgemenge bekomme ich die meisten Ohrfeigen ab und würde mich gerne trösten lassen, aber dann müsste ich ja reden.
Igittihbäh.
Dass ich eigentlich jederzeit wieder auf Frau Therapeutin zugehen könnte, macht es auch nicht besser, weil ich sehr genau weiß, dass ich mich dort nur ein bisschen streicheln lassen würde, um anschließend wieder einen Weg zu skizzieren, der Lob verdient und nicht stattfindet. Einfach, weil ich es kann, das Ding mit der Manipulation.
Also setze ich mich einfach in die Mitte der Kreise, die die Teufel um mich herum ziehen, und schaue ihnen beim kleiner werden zu.
Wenigstens die Arbeit funktioniert jetzt. Ist ja schonmal was.

Interferenz

Ich bin unverhältnismäßig stolz drauf, wie ich Frau inzwischenExTherapeutin pünktlich zum Ende der Akuttherapie davon überzeuge, dass ich ganz hervorragend stabil bin und auch °überhaupt nicht mehr anorektisch°, wie sie mir spiegelt. °Oder haben Sie noch Leidensdruck?° fragt sie. Meine Antwort ist selbstverständlich °Nein°, auch wenn ich das eigentlich anzufügende °nur Hunger° am Ende dieser Aussage verschweige, was aber garnicht schwer ist, weil Hunger sowieso schon sehr lange nicht mehr zu meinem aktiven Wortschatz zählt.
Rosa zeigt sich angesichts dieser Negierung ihrer Existenz zwar etwas eingeschnappt, aber mit Blick auf meine nie erwähnte TrackingApp, die inzwischen wieder einmal motzende ZyklusApp und Frau inzwischenExTherapeutins angefügte Aussage, dass ich ja schon noch so am ganz unteren Ende vom Normalgewicht bin – noch, Rosa, noch… – lässt sie sich dann doch zur Ghettofaust hinreißen.

°Also dann, jetzt Leben sie erstmal° sagt sie und wir verabschieden uns.
Habe ich vor. Aber mit Rosa, weil ich ohne sie echt nicht alleine sein will in meinem Kopf.

Reizthema

Weidekätzchen. Der natürliche Körpergeruch von Schatz. Orgelspiel. Disney-Filmenden. Ich bin berührt und stelle fest, dass ich es seit über 2 Jahren nicht war. Keine Frage, ohne SSRI wäre ich auch sonst einfach nicht(s) mehr, aber dass nicht nur Untiefen untiefer, sondern auch alles andere einfach unbedeutend flacher ist, stand nicht im Beipackzettel – und sagt einem auch keiner.
Also taste ich mich langsam wieder an meine Emotionen ran, hoffend, nicht überrannt und niedergetrampelt zu werden – das übernehmen die Absetzerscheinungen zur Genüge.

Derweil. Postet meine von Entzug und Katastrophenterminen unbehelligte Mama ein Spruchbild in ihrem WhatsApp-Status und ich weiß nicht, ob ich weinen, eskalieren oder – thematisch passend – kotzen soll. Augenrollen jedenfalls fällt aus, weil BrainZaps.
Ohne Reproduktionsabsicht dennoch das Zitat:
Natürlich dürfen dicke Menschen kurze Kleidung tragen! Dumme Menschen reden ja auch.
Und erstellen Spruchbilder. °Kalmar!°