Re:Kapitulation

Zweiundvierzigtausend (in Worten: verdammtscheißviele) Stunden. Für jede:n von uns, und damit in Summe nur etwas mehr, als die Asche.
Bewährung (das ist kursiv, weil ich es auskotze, das Wort).
Und zwei Leben, die fast fünf Jahre keine waren und ebenso fast auch keine mehr wären.
Aber es endet. Endlich. Es. Ist. Endlich.
Vorbei!
Die zu Grunde liegende himmelschreiende Ungerechtigkeit ignorieren wir an der Stelle einfach mal großzügig.

Und dass es vorbei ist, sickert nur langsam in unser beider Bewusstsein. Ich schwanke seither zwischen °ichmöchtebitteeinfachnichtsfühlenweilFühlengefährlichist° und °ichmöchtebittebismindestensOsterneinfachnurinEmbryonalstellungheulen°, entscheide mich am Ende aber für °ichbinunfassbarwütendwasfälltmeinemPapaeinaufdieseNachrichteinfachmalNICHTzureagieren° und verharre darin. Weil ich irgendwie nicht weiß, wie ich heulen und dann je wieder aufhören soll, oder wie sich das fucking feiern lässt, oder wie ich je wieder mit Papa reden soll. Oder dem familiären Rest, der sich auch nicht zu mehr als einem Daumen hoch hinreißen ließ.

Ganz anders unsere Lieblingsfreunde. Die vielleicht sogar noch mehr fühlen, als wir gerade, und es auf den Punkt bringen. Jetzt erstmal heulen, dann pennen und dann feiern.

Reizthema

Weidekätzchen. Der natürliche Körpergeruch von Schatz. Orgelspiel. Disney-Filmenden. Ich bin berührt und stelle fest, dass ich es seit über 2 Jahren nicht war. Keine Frage, ohne SSRI wäre ich auch sonst einfach nicht(s) mehr, aber dass nicht nur Untiefen untiefer, sondern auch alles andere einfach unbedeutend flacher ist, stand nicht im Beipackzettel – und sagt einem auch keiner.
Also taste ich mich langsam wieder an meine Emotionen ran, hoffend, nicht überrannt und niedergetrampelt zu werden – das übernehmen die Absetzerscheinungen zur Genüge.

Derweil. Postet meine von Entzug und Katastrophenterminen unbehelligte Mama ein Spruchbild in ihrem WhatsApp-Status und ich weiß nicht, ob ich weinen, eskalieren oder – thematisch passend – kotzen soll. Augenrollen jedenfalls fällt aus, weil BrainZaps.
Ohne Reproduktionsabsicht dennoch das Zitat:
Natürlich dürfen dicke Menschen kurze Kleidung tragen! Dumme Menschen reden ja auch.
Und erstellen Spruchbilder. °Kalmar!°

Phantasmagorie

Auch, wenn ich jener Halbbekanntverwandten definitiv nicht begegnen werde, die auf der Beerdigung meiner Oma nichts besseres zum nicht menstruierenden Körper zu sagen wusste als °Hömma, schlank bisse!°, ist es vielleicht nachvollziehbar, dass ich nicht in Jubel verfalle, entgegen meinem festen Plan, diesen Urlaub nicht bei meiner Familie vorbeizuregnen, nun keine andere Wahl habe. Aus Gründen.
Die Frage, ob ich mir mit diesen Aussichten Prozente gönne, zerschellt an Rosa, die darauf verweist, dass Wirkstoffe bedeutend weniger Kalorien haben. Recht hat sie.
Immerhin entgehe ich so mal wieder einem Termin mit Frau Therapeutin. Ob das nach dem Katastrophentermin, der ebenfalls nächste Woche ansteht, so besonders schlau ist, wird sich zeigen.
Aber so kann ich wenigstens ihre dringende Empfehlung, beim Ausschleichen laaaangsaaaam zu machen, ganz unbehelligt ignorieren.
BrainZap. 2 Weeks to go.

Ausgedacht

Irgendwann im Laufe des Tages muss ich einen Tab geöffnet haben, der sich aufgehängt hat und jetzt geht er nicht mehr zu und mir auf den Keks.
Das Beste Mittel gegen solche Überflüssigkeiten wie Gefühle ist ja Konsum. Ablenkung. Wenn das gerade nicht per Arbeit, Sport oder anderweitiger mehr oder weniger körperaktiver Beschäftigung geht, ist Hunger und Essensplanung sehr willkommen, aber wenn das alles hübsch routiniert abgearbeitet ist, bleibt nur … °boingboingboing°

Und da endet mein gestern begonnener Blogpost, weil Schwarz samt ihrer Kreativität gemeinsam mit meiner Konzentration unter einem Bällebad – in eine Hüpfburg geschüttet – untergeht. Es war wohl etwas zu viel Koffein.
Aber weil ja heute immer noch Wochenende ist und damit mein Tagesplan dem gestrigen doch sehr ähnelt – gammeln, bitte nicht denken und noch viel weniger was fühlen – mache ich heute weiter. Mit weniger Koffein und dennoch erschreckend eingeschränktem Denkvermögen.

…, bleibt nur YouTube. Ich konsumiere munter Sinnlosigkeiten vor mich hin und warte darauf, dass der Tag vorüber geht. Aber der Tab ist immer noch offen. Und nervt. Weil da irgendetwas ist, was gedacht werden will, aber ich werfe einfach so viel Input in mich hinein, dass Ratio nicht dazu kommt, sich mal näher damit zu beschäftigen.

Overload

Mir deucht, es könnte gerade die ein oder andere Baustelle zu viel in meinem Leben sein.
Orange. Die enthusiastisch an etwas arbeitet, was auf dem Papier ganz wunderbar aussehen, in echt aber voll gegen die Wand fahren wird – was sie ziemlich genau weiß, weshalb sie mindestens zur Hälfte auch resigniert und genervt ist.
Rosa. Die weder will, noch tut, was ich von ihr möchte, geschweige denn, was vernünftig und zukunftsfähig wäre.
Der Parasit. Der nach wie vor an meinen blanken Nerven nagt und instinktgetrieben meine Autorität untergräbt.
Körper. Der munter vor sich hin funktioniert – nur nicht so, wie er soll.
Ich. Die ich an der Unsicherheit der Welt im Allgemeinen wie meiner im speziellen zu verzweifeln drohe, weil es einfach genau Nichts gibt, was noch verlässlich scheint.
Orange, Rosa, der Parasit, Körper, das bisschen Rest-Ich und mein Chef, die alle bitte gerne meine ungeteilte Aufmerksamkeit hätten, rupfen an mir herum und ich stehe da und zerreiße langsam.

Exkret

Körper und ich sind uns ebenso uneins wie Rosa und ich. Und der Parasit und ich.

Körper jongliert wild Hormone durch die Gegend und stellt sich dabei wohl nicht sonderlich geschickt an, denn er entscheidet sich nach den letzten, immer länger werdenden Zyklen, dass doch auch 11 Tage mal ganz lustig wären, von denen nur 4 ohne Schmierblutung waren.
Rosa findet es fantastisch, dass Körper langsam wieder am Untergewicht kratzt und arbeitet mitunter sehr erfolgreich gegen mich, wenn ich mich zumindest in Erhaltung versuche.
Der Parasit, dem ich mit einem permanenten, sozial überwiegend akzeptierten Zeichen ein Denkmal auf meiner Haut gesetzt habe, sieht nicht ein, sich deswegen zur Ruhe zu setzen. Stattdessen nagt er an meinen Nerven, die aufgrund von einfach allem summen und bis zum Zerreißen gespannt sind.

Die Welt könnte dann bitte mal aufhören, so f*cking kaputt zu sein. Meine würde mir ja auch schon reichen. Fürs erste.