Ich frag mich manchmal echt, wo Orange ihr Selbstbewusstsein hernimmt. Rockt die Arbeit, glänzt vorm Chef und bildet sich auch noch ein, an dem ganzen Scheiß zu wachsen.
Wo immer sie es bei Feierabend wegschließt, ich habe keine Ahnung – und keinen Schlüssel.
Mein Plan funktioniert jedenfalls ganz hervorragend und irgendwie freue ich mich fast noch mehr als Rosa, Chef bald mal wieder persönlich über den Weg zu schweben und meinen bisherigen Erfolg zu demonstrieren.
Und da ist ja dann die Leichtigkeit der bald anstehenden zwei Wochen °sturmfrei° noch nicht mit eingerechnet.
Ein Traum. Nicht.
Schlagwort: Traum
Dreamland
Entzaubert fällt mir die Welt wieder ein, als ich mich doch nur im Bett und nicht eingehüllt in wohlwollendes Mitgefühl und bedingungslose Geborgenheit sowie mit einem Tropf im Arm in einer Klinik wiederfinde.
Denn da lag ich doch gerade noch, vor Sekunden und einer Ewigkeit. Ich weiß, wie ich – wieder einmal, tägnächtlich geradezu – in einem Körper, den Rosa und ich uns mühevoll geschaffen haben, halb absichtlich und gänzlich unkontrolliert auf dem Flur einer Örtlichkeit, in der es gar nicht um mich gehen sollte, zusammensacke. Schwindel, bei dem ich mich anschließend stets frage, ob er den Traum auslöst oder umgekehrt, überkommt mich und lässt Körper nachgeben.
Es folgt sekundärer Krankheitsgewinn Deluxe und ich fühle mich nichts als selig.
Magie
Ich hätte dann jetzt gerne mein magisches Zaubereinhorn mit ganz viel Fluff und Glitzer und Regenbögen.
Oder, dass mein Team funktioniert.
°streichelt das Fluffglitzerzauberinhorn°
Bähm!
Argwöhnisch und mit hochgezogener Augenbraue betrachte ich dieses seltsam fantastische Gefühl, einen Plan zu haben, ohne dass es ein wirkliches Ziel braucht.
Gestern. Ich stehe auf dem CrossTrainer im FitnessStudio, nachdem ich dort – nachmittags, also mit Essen und Trinken in mir drin – auf der Waage war, um meinen Muskel- und Körperfettstatus zu erfahren und einen Termin zur Trainingsplanbesprechung für nächste Woche ausgemacht habe und °pling° ist er da. Der Plan. Für die Arbeit. Für Sport. Fürs Essen. Mit Rosa. Mit dem Parasit. Beide an der Hand, halb umarmt, lassen mich planen. Und schauen beinahe neugierig zu.
Und heute? Ist er immer noch da. Ein Plan für mein Leben. Ganz unaufgeregt, kein 5-Jahres-Masterplan mit smarten (Treppen-)Zielen, sondern einfach ein ok, ich mach einfach weiter 3 Mal die Woche Sport für richtig echten Muskelaufbau, schaue weiter trackend, aber kritisch auf meine Ernährung und konzentriere mich in der Arbeit auf die und die Punkte. Und dann schau ich mal, was passiert.
Ja, ich bin genauso perplex. Freue mich und habe Angst, mich zu freuen, weil es mich ja auch nur verarschen könnte. Also, das Leben. Oder mein Gehirn. Oder so.
°Bähm° halt.
Plump
Ich bin in einer Essstörungsklinik. Unfreiwillig, und ich weiß auch nicht mehr so genau, wie ich hergekommen bin. Zugegeben, ich hätte drauf kommen können, dass es bloß mein schlafendes Gehirn ist, dem diese Idee entspringt, als die anderen Mädels, die alle jung und schön und schlank und recoverywillig sind, ihre perfekten Brüste angeleitet durch das Personal in Szene setzen, weil sie für einen Modelcontest trainieren. Ich dagegen bin all dies nicht und frage mich, was ich dort eigentlich soll.
Jetzt bin ich wach. Und frage mich, ob es bloß der morgige Arzttermin ist, der mich nervös werden lässt, oder ob es tatsächlich einen tieferen Sinn gibt hinter dem, was ich heutenacht dachte, alles nicht zu sein.
Zaunpfahl
Ich rocke das Homeoffice. Bleibe brav daheim und erkläre den wöchentlichen Einkauf zum Highlight der Woche.
Rosa findet es fantastisch, dass jeglicher Sozialkontakt – wenn überhaupt – digital stattfindet und damit jegliche Nahrungsassoziation entfällt.
***
Zum wiederholten Male wache ich mit schlechtem Gewissen aus einem Traum auf. Als ich meine Orientierung zurück habe, rede ich beruhigend auf Rosa ein. Dass es nur ein Traum war, und dass geträumte Kalorien nicht dick machen. Es dauert, bis sie mir glaubt, zumal ich noch das Gefühl habe, Reste von Schokolade und Kuchen zwischen den Zähnen zu haben. Ein bisschen fühlt es sich an, als wäre etwas in meinem Mund gestorben.
***
Nachmittags, wenn ich nach der Arbeit mein beinahe tägliches Sportpensum hinter mir habe, fühle ich mich seltsam leicht. Auf eine Art, die mir die Knie weich und den Kopf wolkig werden lässt. Es könnte so etwas wie Hunger darunter liegen, aber sicher bin ich mir nicht. Immer öfter flüsterte ich dem Körper zu, dass gerade ein guter Zeitpunkt zum Aufgeben wäre. Keine Kanten in der Nähe, wo er sich beim Umfallen anschlagen könnte. Aber aus irgendeinem Grund bleibt er stehen.