Phantasmagorie

Auch, wenn ich jener Halbbekanntverwandten definitiv nicht begegnen werde, die auf der Beerdigung meiner Oma nichts besseres zum nicht menstruierenden Körper zu sagen wusste als °Hömma, schlank bisse!°, ist es vielleicht nachvollziehbar, dass ich nicht in Jubel verfalle, entgegen meinem festen Plan, diesen Urlaub nicht bei meiner Familie vorbeizuregnen, nun keine andere Wahl habe. Aus Gründen.
Die Frage, ob ich mir mit diesen Aussichten Prozente gönne, zerschellt an Rosa, die darauf verweist, dass Wirkstoffe bedeutend weniger Kalorien haben. Recht hat sie.
Immerhin entgehe ich so mal wieder einem Termin mit Frau Therapeutin. Ob das nach dem Katastrophentermin, der ebenfalls nächste Woche ansteht, so besonders schlau ist, wird sich zeigen.
Aber so kann ich wenigstens ihre dringende Empfehlung, beim Ausschleichen laaaangsaaaam zu machen, ganz unbehelligt ignorieren.
BrainZap. 2 Weeks to go.

Polymorph

Die innig umarmte Dunkelheit lehnt sich selig an Rosa und beide lassen mir gerne den Vortritt bei Frau Therapeutin, wo ich keine Ahnung habe, was ich ihr erzählen soll. Läuft doch.
Auf alle Fälle übe ich mich in ausgeprägter Ambiguitätstoleranz gegenüber meinem Selbstbild und meinem Handeln, was meine manipulativen Eigenschaften betrifft. Weil, ich bin ja kein manipulativer Mensch, aber Frau Therapeutin muss ja nun auch wirklich nicht alles wissen.
Nee, echt jetzt, mir geht’s garnicht schlecht. Glaube ich? Aber so richtig Bock habe ich halt auch nicht, mich mit ihr und mir auseinanderzusetzen. Rosa bleibt und Dunkelnebel sind eh faszinierend. Und. Diskutieren tu ich das maximal im cerebralen Sitzkreis.

So konzentrieren wir uns auf das geplante Ausschleichen meiner KreativitätsSerotoninwiederaufnahmehemmer und ihre Leidenschaft fürs Langlaufen.

Ich hab jetzt Urlaub. Und Brainzaps.

Multifaktoriell

Manche Dinge ergeben sich einfach. Dass ich den Therapietermin vor zwei Wochen absage, weil ich keine Lust habe und Frau Therapeutin ihn diese Woche absagt, weil sie krank ist, zum Beispiel. Oder ich mich Rosa.
Wobei, ergeben ist das falsche Wort. Sie fragt beim Blick in den Spiegel und auf die Waage, wie viel wir abnehmen mögen und ich sage Ja. Weil, wenn das so weitergeht, gilt Körper bald per Definition nicht mehr als untergewichtig, und das geht mal garnicht.

Derweil umarme ich ebenso innig wie heimlich die Dunkelheit in meinem Innern, die nach den wenigen Wochen ist das geil doch noch oder wieder da und unendlich vertraut ist. Ein bisschen wie nach Hause kommen. Geht schon.

Fluktuation

Ich entgleite mir ein bisschen. Nicht viel, glaube ich, aber der Jahreswechsel hat irgendwas mit mir gemacht. Vielleicht, weil ich langsam verstehe, wie dramatisch das für mich war. Wie viel es verändert hat.
So hat sich da neben dem fuck, ist das geil-Gefühl auch Rosa ein bisschen mehr wieder eingeschlichen – und wir arrangieren uns unauffällig. Der Parasit säuselt mir gelegentlich Cravings ins Ohr und omg, wie gerne ich ihn mit Prozenten zum Schweigen bringen würde.
Wir müssen wohl mal einen Stuhlkreis machen.

Rauhnacht

Zwischen den Jahren . ZwischenWelten. Ich scrolle durch Selfies und Monate, die zusammen mit Körpergewicht und Blut im Dunkel versickert sind.

Es ist November, nach einem Monat Psychiatrie, weiteren Wochen Krankschreibung und in meiner nochmal deutlich heruntergeschraubten Wiedereingliederung. Die neue Frau Therapeutin und ich stellen immerhin so viel Gewicht wieder her, dass sich mein Uterus mal wieder angesprochen fühlt. Nicht, dass ich das irgendwie bräuchte, aber was tut frau nicht alles für die Gesundheit.

Zum ersten Mal seit – ja, immer, irgendwie?! – spüre ich das Leben und denke voller Staunen, dass sich so also Leben anfühlt. Nicht nur struggeln, hustlen und irgendwie halbwegs überleben.

Und fuck, ist das geil.

Konnotation

Etwas jagt mich. Hetzt mich durch einen Wald, dessen Dunkelheit sich nicht durch die reine Abwesenheit von Licht erklären lässt. Finsternis nistet in allen Verstecken und breitet sich aus wie ein Myzel.
Ich weiß nicht, ob ich mit offenen oder geschlossenen Augen durch das Dickicht stolpere, denn es scheint keinen Unterschied zu geben. Beides ist schwarz, beides ist gefährlich.
Ich suche etwas, ohne genau zu wissen, was es eigentlich genau ist und renne dabei immer wieder gegen Bäume, die Eins sind mit der Finsternis.
Es jagt mich.