Unheimlich


Das Gefühl, mich mehr um Schwarz kümmern zu müssen, kommt immer dann auf, wenn zu viele Worte und Halbsätze in meinem Kopf unterwegs sind, die sich ohne ihre Hilfe nur ähnlich leidenschaftslos zu einem Text zusammenfügen lassen, als würde man den Text eines Liedes ohne Melodie monoton und ohne jede Interpunktion vor sich hin lesen. Mag ich nicht.
Mit Rosa bin ich immer verbunden – mal mehr, mal weniger konstruktiv – und auch der Parasit ist – zu? – oft präsent, aber dadurch beherrschbar. Orange fügt sich auch ganz gut ein, hat aber gerade Urlaub. Nur Schwarz sitzt in einer Ecke, schaut zu Boden und sieht gelangweilt dem Staub beim Stauben zu. Und auch, wenn ich sie selbst oft genug für zu dunkel und verdreht halte, um alltagstauglich zu sein, hätte ich sie doch gerne ebenfalls näher bei mir. Zum Schreiben, und vielleicht auch ein kleines bisschen, um besser sehen zu können, was sie so treibt. Um zu wissen, zu fühlen, dass ich mich nicht nur selbst verarsche, sondern dass es tatsächlich ganz gut läuft. Trotz der Katastrophe und den ganzen anderen, ganz und gar ich lustigen Witzen, mit denen das Universum gerade um sich schmeißt.

Glaskugeltage

Ich habe Geburtstag, dieser Tage.
Ich habe frei, aber nicht gut geschlafen, wie die letzten Nächte schon. Unruhig, irgendwie. Ich bin lange vorm Wecker wach, der eingeschaltet ist, weil Schatz und ich einen Ausflug geplant haben. Aufstehen, anziehen, Kaffee, losfahren.
Die Sonne scheint, und der Himmel ist so blau, wie er es nur im Winter ist. Dazu ferne hohe Wolken, die im morgendlichen Licht beige und rosa und lila über der schneebedeckten Landschaft schweben.
Nichts davon erreicht mich. Selbst, als ich laut ausspreche, wie schön das aussieht, spüre ich nichts dabei. Mein Geist ist gefangen in einer Glaskugel, so dass meine Gedanken gegen die Wände prallen und durcheinander sind.
Auch unser Ziel – fotografisch mehr als lohnenswert – weckt keine Vorfreude. Natürlich würde ich die Frage, ob ich mich darauf freue, mit Ja beantworten, aber eigentlich ist da nichts. Kein Gefühl.
Als ich die Kamera in die Hände nehme, verschwindet die Glaskugel. Kurz wünsche ich sie zurück, weil es viel zu voll ist, für meinen Geschmack, aber dank der Linse schaffe ich es, bei mir zu bleiben und sogar so etwas wie Spaß daran zu haben.

34 – 1 1/2 Stunden Leben

Sie fand es erstaunlich. Und irgendwie erschreckend.

Vor einiger Zeit hatte sie wieder angefangen, Sport – ihren Sport, ihre einstige und wieder neu entdeckte Leidenschaft – zu machen. Einmal die Woche, für eineinhalb Stunden, manchmal auch zwei.
Früher hatte sie sich nicht vorstellen können, jemals damit aufzuhören. Doch irgendwann fehlte nicht nur die Zeit, sondern auch die Energie, und so nahm ihr die Depression auch diesen Teil ihres Lebens. Jahre hatte sie ohne ihn verbracht, und nur ihre Träume hatten sie daran erinnert, wie gerne sie gespielt hatte.
Es war eine Überwindung gewesen, wieder anzufangen. Überhaupt, etwas anzufangen, allein und mit der Angst, auf Ablehnung zu stoßen, Weiterlesen „34 – 1 1/2 Stunden Leben“