Matsch

Körper wäre gerne in Tränen aus- und insgesamt gerne zusammengebrochen, als am Donnerstag das Telefon klingelt und mir der kommende Dienstag als Aufnahmetermin mitgeteilt wird. Orange hält aber nichts davon, weil ich mich mitten in einer nur kurz auf Stumm geschaltenen Telefonkonferenz befinde und man da schließlich nicht zu heulen hat. Also heulen wir nicht und brechen auch nicht zusammen, sondern führen das unterbrochene Gespräch anschließend angemessen weiter, nur angereichert um ebenjene Information, so wie sich das für eine Führungskraft gehört.
Rosa begrüßt das ebenfalls sehr und legt seither eine kaum zu überbietende Ignoranz an den Tag. Sie sieht keinen Grund, Sport herunter- oder Nahrungsaufnahme hochzufahren und macht weiter, als gäbe es keinen Dienstag und keinen Boden der Tatsachen, auf dem nicht nur zu wenig, sondern garkein Glitzer liegt.
Schlafen wird seither überbewertet, weil diffuse Gedankenströme ununterbrechbar durch mich hindurch fließen, sobald ich die Augen schließe. Es fühlt sich an wie ein nahender Abschied von dem Körper, der so wunderschön ausgezehrt und zerbrechlich wirkt, wie ich mich im Innen fühle und dessen Schwäche und Erschöpfung als einzige Legitimation dient, nicht zu sehr über Leistungsgrenzen hinweg zu gehen.
Rosa flüstert derweil ohne Unterlass, dass sie mich sowieso nach drei Tagen wieder rausschmeißen, weil ich weder krank noch dünn genug bin und nur jemandem den Platz wegnehme, der ihn wirklich braucht. Sie ist also die Einzige, die sich trotz dieser Nachricht entspannt zeigt und Körper und mir vielleicht sogar zugesteht, am Montag nach der Arbeit nur Spazieren zu gehen, statt uns ein vorerst letztes Mal auf den CrossTrainer und vor die Gewichte zu stellen. Ist ja nur für drei Tage.

3 Kommentare zu „Matsch“

  1. Ooooh, ich bin ja so froh! Bald geht es los! ❤ Kann mir nur ansatzweise ausmalen, wie es dir gerade gehen mag, das Warten muss quälend sein! Aber bald hat es ein Ende!! Ich wünsche dir (Rosa mit eingeschlossen!) alles erdenklich Gute für die kommende Zeit! Sie wird sicher hart, aber das, wodurch du gerade gehst, ist es auch.
    Ich wünsche dir, dass du dort auch lernen kanst, OHNE ausgemergelt zu sein dir die Erlaubnis zu geben, nicht über deine Leistungsgrenze hinaus zu gehen. Ganz egal, wo sie liegt. Und dass du andere Wege finden kannst, deiner Zerbrechlichkeit im Innen einen Ausdruck zu geben. Und dass du lernen darfst, dass du diesen Platz in der Klinik jetzt haben darfst. Egal, ob du ein paar Kilo mehr oder weniger auf die Waage bringst.
    Alles, alles Liebe!!

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  2. Lia, das sind wunderbare Nachrichten. Das ist jetzt alles sehr aufregend, aufreibend. Aber auch eine Chance. Vielleicht lernt Rosa in der Klinik mal sich zu entspannend und lässt Dich und Körper in Ruhe. Vllt. gefällt es Rosa ja irgendwann oder gewöhnt sich daran das DU das sagen hast,

    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft!

    Gefällt 2 Personen

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