Feierabend war die letzten Jahre ein abstrakter Begriff ohne tiefere Bedeutung für mich. Klar, irgendwann verließ ich das Büro und fuhr Heim, aber mein Kopf war unter der Woche (und oft genug auch am Wochenende) weiter mit Gedanken an die Arbeit beschäftigt. Wie sehr, merke ich seit genau 3 Tagen. Seit ich Feierabend lebe.
Jemand hat den Grauschleier entfernt
Am Montag, nach meiner Rückkehr aus dem Urlaub, fiel es mir urplötzlich auf. Und jetzt hat mein Feierabend Farbe.
Vorher war er grau und schwer, ich fühlte mich erschlagen und hätte schon beim Abendessen schlafen können. Ich wollte nur noch ins Bett, auch, damit die Gedanken aufhören (als hätten sie es je getan – Schlafstörung lässt grüßen). Der Abend als solcher war nur die kurze Pause zwischen zwei Arbeitstagen, die nichtmal zum Luftholen reichte.
Und seit Montag ist es anders. Ich sage mir laut “Feierabend!“ vor, wenn ich das Gebäude verlasse, denke bewusst an Dinge außerhalb der Arbeit und merke schnell, wenn ich doch ins alte Muster falle und lasse die Gedanken ziehen, denke an etwas anderes.
Der Unterschied könnte größer nicht sein. Ich habe Energie, kann (etwas) länger aufbleiben, bin bewusst zuhause und genieße die freie Zeit, die sich jetzt schon fast nach Leben anfühlt.
Das Ende einer Jahre dauernden depressiven Phase?
Am Montag war ich nach der Arbeit derart energiegeladen, dass es mich überforderte. Ich dachte (kurz) an Selbstverletzung, weil ich das Gefühl hatte, keine Kontrolle zu haben und zu viel durch meinen Kopf strömte, als würde dort ein Gummiball umherspringen.
Dieses fast manisch anmutende Gefühl hat sich weitgehebd gelegt, aber der Feierabend – und ein kleines bisschen entspannteres Arbeiten, weil ich auf mich Rücksicht nehme – ist geblieben.
Ist das das Ende meiner depressiven Episode? Ich weiß es nicht, aber egal wie die Antwort lautet, ich habe Angst davor.
Weil ein Nein einen Rückfall in das altbekannte Loch bedeutet, mit einer Idee, wie es oben sein könnte.
Weil ein Ja unbekanntes Terrain bedeutet, dass ich seit Jahren nicht mehr betreten habe.
Egal, was nach dem momentanen Zustand kommt, versuche ihn zu genießen – in vollen Zügen – das liest sich nämlich gut 🙂
Vielleicht kannst du hin und wieder ein bisschen „Planen“, wie du damit umgehst, wenn es wirklich das Ende der depressiven Episode ist. Einfach mal ein paar Stichpunkte aufschreiben, was du dann gerne machen möchtest.
Selbiges vielleicht auch, wenn du wieder in das Loch fallen solltest – was ich nicht hoffe! – also ein paar Dinge aufschreiben, die dir dann gut tun könnten. Und schöne Momente sammeln (in welcher Form auch immer), die du dann ansehen/hören/riechen/… kannst und die dich dran erinnern, dass das Loch nicht ewig und unendlich sein wird.
Ich wünsche dir alles Gute! Du schaffst das – egal, was „das“ genau ist 🙂
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Danke dir! Ich habe ja noch einige wenige Thera-Stunden und habe sie auch schon darauf angesprochen. Wir wollen noch gemeinsam einen Plan erstellen, was ich tun kann, wenn Löcher in Sicht sind.
Und ja, ich genieße es gerade sehr =)
lg!
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