Es ist der letzte Tag vor meinem Urlaub*, den ich auf dem Zahnfleisch kriechend damit verbringe, tausend Dinge gleichzeitig zu regeln, weil ich hoffe, dass die Klinik in der Zeit anruft und mich spontan aufnimmt, statt erst in 7 Wochen – eine Möglichkeit, die durchaus im Raum steht, aber so sehr nicht planbar ist, dass es mir den letzten Rest an Nerven raubt, die noch übrig sind.
Orange ist in ihrem Element, während ich mich frage, was eigentlich mit der Abteilung passieren würde, falls mich spontan ein Bus überfährt, statt dass ich alles für meine Abwesenheit hübsch poliert auf ein Silbertablett drappiere und meinen Vertretern überreiche – während ich eigentlich gerade sehr gerne wippend und wimmernd in einer Ecke säße mit der Überzeugung, nichts zu können und erst Recht nicht genug zu sein.
Rosa feilt derweil gedankenversunken an ihren Salatplänen und schenkt meiner Hoffnung auf eine sofortige Aufnahme, die zwei Tage Zimmerquarantäne und damit erzwungenen Bewegungsmangel wegen Coronatestung nach sich ziehen würde, zum Glück nur selten überhaupt etwas Aufmerksamkeit.
Ein bisschen streite ich aber dann doch heute mit ihr, weil ich wegen der drölfzigsten TelKo erst spät Feierabend machen kann und die übliche Sporteinheit ausfallen lassen möchte. Das gefällt ihr nicht, aber wir arrangieren uns, verschieben diese auf den sonst sportfreien Samstag (an dem wir zum Beispiel letzte Woche dann 16 km Wandern waren >.<) und gehen mit Schatz spazieren – 8 Kilometer.
Körper – ach ja, ich wusste, ich hab was vergessen – beschließt nach nicht einmal der Hälfte der Strecke, dass ich seine Arme gerade zum Laufen ja nicht so wirklich brauche und beginnt, sie nach und nach abzuschalten. Er wringt sie regelrecht aus, saugt jegliche Energie fein säuberlich mit einem Strohhalm raus und verwendet sie nicht ganz überflüssigerweise dazu, weiterzulaufen statt umzufallen. Mir ab und zu die Haare hinter die Ohren zu streichen wird zur Herausforderung, meine Muskeln streiken und das Gefühl von Schwäche wird immer umfassender. Weil aber hier unter freiem Himmel gerade auch keine Ecke zum Wippen und Wimmern hergeht, laufe ich weiter. Das Händewaschen nach unserer Rückkehr stellt mich vor die größte koordinative Herausforderung seit Ewigkeiten letztem Samstag und ich bin froh, dass Schatz weder meine fahrigen Bewegungen, noch meine mehr als grenzwertige allgemeine Verfassung bemerkt, als ich mir im mir schnellstmöglichen Schneckentempo die Jogginghose anziehe und überlege, wie zur Hölle ich die tonnenschwere Schale für den Salat quer durch die ganze Küche tragen soll.
*Vorletzter Tag. Weil, morgen wäre zwar eigentlich mein freier Brückenteilzeitfreitag, aber Orange fände es wirklich ganz ganz toll, wenn wir den Kollegen da noch etwas mehr aufs Tablett legen. Poliert. Mit Schleifchen.