°Triggerwahrnung°
Rot ist immernoch präsent. Immernoch wütend. Immernoch auf der Suche nach einem Grund, auszurasten.
Ich habe alle Hände voll zu tun, ihr nicht das Steuer zu überlassen. Sie zu beschwichtigen und davon zu überzeugen, dass es nicht sinnvoll ist, die Adern, die sich heute beim Sport so schön an meinen Unterarmen abzeichneten (und die mir zeigen, was Rot mit meinem Körper macht, weil sie das sonst nicht so stark tun), aufzuschneiden und ihnen beim Bluten zuzusehen.
Ich habe das Gefühl, massiv abzurutschen. Die Nacht war kurz und scheiße, und es brauchte zwei Stunden, mich davon zu überzeugen, doch mal aufzustehen. Schwarz ist auch da, und möchte heulen und sich verkriechen.
Ich muss daran denken, dass ich am Mittwoch zum ersten Mal bei einer Depressions-Selbsthilfegruppe war (ich denke, ich werde wieder hingehen) und ein kurzes, aber interessantes Gespräch über meine auslaufende Verhaltenstherapie, die längere, aber doch abgebrochene tiefenpsychologische Therapie, reine Symptombehandlung und tieferes Verständnis innerer Vorgänge hatte.
Mir fehlt gerade jegliche Geduld, mehr von meinen Gedanken dazu zu schreiben (vielleicht ein andernmal). Aber ich erlebe gerade, dass Symptombehandlung zwar sinnvoll ist, damit Rot vorerst nicht zur Klinge greift und Schwarz sich nicht verkriecht, sondern zumindest 10 Minuten Sonne und frische Luft abbekommt, aber das Grundproblem nicht löst, weil ich es nichtmal verstanden habe.
Ich sehe Schemen und meine, ein Muster zu erkennen, aber sicher bin ich mir nicht. Schwarz habe ich seit Wochen eher klein gehalten, ihr Ruhe- und Rückzugsbedürfnis mit zu vielen und zu dicht aufeinanderfolgenden Terminen ignoriert, genau wie die täglichen Gedanken an SV und Alkohol – auch wenn ich letzterem zu oft aber mit zu geringen Mengen nachgebe und nicht nur daran denke. Also kommt jetzt Rot daher, weil sie Schwarz beschützen will und mit ihrer lauten Art eher die Aufmerksamkeit bekommt, die sie haben will.
In meinem Inneren ist gerade so viel los, dass ich mich garnicht näher und tiefergehend damit beschäftigen kann. Mein Plan für heute ist, mich abzulenken und lauter Zeug online anzuschauen, um nicht mit Rot zu streiten, ob sie sich schneiden darf, weil ich weiß, wer am Ende verlieren wird.
Ich habe keine Ahnung, ob ich morgen arbeitsfähig sein will werde, aber auch damit kann ich mich nicht beschäftigen. Irgendetwas kippt in meinem Inneren, und es fühlt sich gefährlich an.
Ich ignoriere Schwarz auch die meiste Zeit, weil ich es eben muss, weil ich funktionieren MUSS, von allein kommt nicht genug Geld ins Haus. Am liebsten würde ich jeden Feierabend trinken, um abzuschalten. Mache ich natürlich nicht, denn es würde unweigerlich in die Sucht führen. Aber der Wunsch danach ist da, der Wunsch, einfach nur glücklich zu sein und an nichts Schlimmes denken zu müssen – das Gedankenkarussel anzuhalten! Das geht bei mir leider nur mit viel Alkohol.
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Mir gefällt in deinem Blog sehr gut, dass du deine Emotionen als Farben bezeichnest… ich habe überlegt, ob ich das bei mir auch ähnlich einbauen könnte! Würde dich das stören? Dann mache ich es nicht 🙂
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Danke, dass du fragst! Ja, du darfst das gerne verwenden.
Ich würde bei mir aber weiter gehen, als dass ich “nur“ Gefühle so benenne. Ich habe eine leichte EgoStateDisorder, und habe meinen Anteilen diese Namen gegeben. Da aber bei ihnen bestimmte Gefühle vorherrschen, geht es Hand in Hand damit.
Liebe Grüße!
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Ich wollte das nicht einfach übernehmen, weil es ja deine (sehr gute) Idee war 🙂 In meinem Fall wären die Farben sehr gut für meine sprunghaften Gefühle geeignet. Rot für Wut, Schwarz für Negatives, Grün für Glück, Blau für Ausgeglichenheit etwa!
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