Nicht.
Gestern. Der Kaffee ist alle, der Cursor blinkt, aber meine Finger tippen keine Worte mehr. Ich fahre den Laptop herunter, bringe meine leere Tasse zur Spüle und gehe zur Toilette. Krame im Medikamentenschrank nach dem verschreibungspflichtigen Muskelrelaxans, das bei mir Watte im Kopf verursacht, und nehme eins. Komme aus dem Bad, nehme meine leere Tasse und fülle sie fast zur Hälfte mit Kräuterlikör und Obstbrand. Setze mich aufs Sofa, schalte den Fernseher ein und trinke in langsamen Schlucken. Lecker ist es nur am Anfang.
Die Wirkung von beidem potenziert sich, mein Kopf geht endlich aus. Nein, kein Filmriss, aber das früher als so unangenehm empfundene Gefühl des Schwindels und der falschen Leichtigkeit breitet sich – sehr langanhaltend – aus und ich genieße es.
Der erste Dämpfer? Als ich mein Abendessen esse, kommen die Geschmäcker nicht in meinem Kopf an, was mich ärgert, weil ich das wenige, was ich esse, wenigstens richtig schmecken möchte.
Der zweite Dämpfer? Sehr viel später. Ich liege im Bett und brauche Finalgon, um nicht durchzudrehen. Ich kann nicht schlafen, und mir wird kotzübel. So bleibt es eine ganze Weile, bis ich doch irgendwann unruhig einschlafe.
Meine Augenringe heutefrüh sprechen neben dem Kopfweh (das ich aber wirklich nur auf den schlechten Schlaf zurückführe) eine eindeutige Sprache.
Ich fühle mich schlecht und schuldig, weil ich mich doch dazu habe hinreißen lassen. Und ich ekle mich vor mir selbst, weil ich bitte nie nie nie ein Alkohol- oder Medikamentenproblem haben möchte. Und ich schäme mich, während ich das hier aufschreibe.
Aber vielleicht war diese Erfahrung nötig. Denn die Tabletten, die ich gestern schon in meine Kulturtasche für meine mehrtägige Dienstreise kommende Woche getan hatte, habe ich wieder rausgenommen, und meinen Plan, mir für abends irgendetwas zum Trinken zu besorgen, in ein wenig leckeres Essen(-gehen) und auf dem Hotelbett Musik hören umgewandelt.
Dann ist auch Scham ein Gefühl, das zu irgendwas gut ist.
Zwischenzeitlich hatte ich keine Worte für das, was du da beschriebst, im Weitesten vielleicht einen sehr, sehr großen Schreck vermischt mit Angst. Das Ende lässt mich aufatmen.
❤
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Ja, das war nicht mein glanzvollster Tag gestern. Ich hoffe – und denke – , dass er trotzdem zu etwas gut gewesen ist.
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Ich bin auch froh zu lesen, dass es ein missglückter Versuch war. Pass auf dich auf, du bist viel zu wertvoll, um dein Leben mit Alkohol oder Medikamenten zu verkorksen.
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