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Rot, all ihr Gedanken waren nur noch rot. Es war ein bedrohliches und unheimliches Rot, aber gleichzeitig so warm, so vertraut. Seit Wochen stellte sie sich vor, wie es sein würde, jetzt zur Klinge zu greifen und es zu tun. Nach so langer Zeit wieder den Schmerz zu spüren und ihr Blut zu sehen. Es machte sie wahnsinnig vor Verlangen, und doch kämpfte sie dagegen an. Ein Stückchen Vernunft flüsterte ihr ins Ohr, dass sie doch im nächsten Sommer wieder T-Shirts tragen wollte, ein Stückchen Liebe schrie sie an, wie verletzt er sein würde, wenn sie es täte. Aber er sieht nicht die vielen einzelnen Tage, an denen ich es nicht getan habe! schrie sie zurück.
Sie wollte doch nur eines: wieder klar denken können, ohne dass der erste und letzte Gedanke eines Tages der an die Klinge war. Sie wollte nicht mehr kontrolliert werden vom Rot, das einfach nicht müde wurde, ihr Bilder in den Kopf zu setzen. Alles, was sie wollte, war Kontrolle. Über sich, über ihre Gedanken. Auch wenn es hieß, Rot für einen Moment das alles zu überlassen. Schmerz. Wärme. Kontrolle. Nur darum ging es. Immer.

01.11.2015

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