51 – Selbst.Bewusstsein.

Ihr Selbstbewusstsein. Ein fragiles Gebilde, eine feine Zeichnung auf noch feinerem Papier. Mühsam dort festgehalten, hatte sie es über die Jahre immer bei sich getragen. Die Zeit und die Beanspruchung waren es, die das Papier hatten durchscheinend und zerknittert werden lassen.

Seit über einem Jahr war sie dabei, es zu glätten und zu konservieren. Sie hatte sogar eine Möglichkeit gefunden, das Papier Stück für Stück zu unterlegen, um es wieder stärker zu machen, und die Zeichnung immer wieder mit Stiften nachgezogen. Es war weder einfach, noch schnell gegangen, aber jetzt merkte sie, wie wichtig all ihr Tun in den vergangenen Monaten gewesen war.

Auch wenn sich zwei der Menschen, von denen sie sich Hilfe und Unterstützung in der schwierigen Situation hatte holen wollen, ihr das Blatt aus den Händen rissen, mit ihren eigenen Stift wilde Spekulationen und Anschuldigungen darauf schrieben, und es vor ihren Augen so fest zerknüllten, dass sie meinte, es krümeln zu sehen, hatte sie den Mut, sich dagegen zu wehren und das Blatt wieder an sich zu nehmen. Sie hatte es heraus getragen, langsam wieder entfaltet und die fremden Bemerkungen entfernt. Zwar konnte man sie noch erahnen, aber sie wusste, dass sie verschwinden würden. Und sie würde diese Stellen noch einmal besonders sorgfältig überkleben, daran wachsen und versuchen, stolz auf sich zu sein.

Sie weigerte sich, dieses feine Gebilde, welches so wichtig für sie war, von anderen zerstören zu lassen. Ein kleiner, aber so wichtiger Schritt, der sie selbst erstaunte. Ein erstes Mal. Ein erstes Mal seit viel zu langer Zeit.

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