Sie war ein Mond. Ein komplexer Himmelskörper aus Gedanken und Gefühlen, der um ein Leben kreiste, um einen Planeten.
Er hatte eine helle und eine dunkle Seite, dazwischen Zwielicht. Sie kannte ihn in- und auswendig. Kannte jede seiner Seiten, seine Oberfläche und alles, was darunter lag. Auch die Narben waren ihr vertraut, die die Einschläge von Asteroiden und die Vulkanausbrüche hinterlassen hatten.
Sie war dieser Planet, dieses Leben. Aber sie war auch der Mond, der auf ewig verbunden seine Bahnen am Himmel zog.
Sie wünschte sich, frei zu sein. Frei von einem Planeten, der sie seit einer gefühlten Ewigkeit zwang, ihren Blick ausschließlich auf ihn – und damit auf sich selbst – zu richten. Auf das Zwielicht und seine dunkle Seite, die so anders war, als das Licht. Bizarr, kalt, und auf eine nicht greifbare Art gewaltig. Der mit seiner schwankenden Anziehungskraft irgendwann dazu führen konnte, dass sie hinunter stürzte und sich selbst verlor.
Sie wollte mehr sein, als nur ein gefangener dunkler Satellit. Sie wünschte sich hin zum Licht, hin zu den zahllosen Sternen.