Zuerst war sie nur durch eine künstlich erzeugte Unebenheit im Boden gestolpert. Eine gezielte Attacke der Anderen, die vermutlich genau das im Sinn gehabt hatten, als sie ohne Vorwarnung zuschlugen. Aber sie war nicht gefallen, sondern war nach einem kurzen Stolpern erst einmal weitergelaufen. Sie war unendlich wütend, weil sie sich genauso gut den Hals hätte brechen können, aber den Anderen war das offensichtlich egal gewesen.
Die Wut verengte ihr Gesichtsfeld und lenkte ihren Blick auf die Anderen. Dadurch bemerkte sie viel zu spät, dass sie nicht bergauf lief, weil die Wut sie beflügelte, sondern weil sie einen Hügel mit Aushub herauf eilte. Erst, als sie in das riesige Loch dahinter abrutschte, wurde ihr klar, was geschehen war. Dass ein Teil von ihr, der ihr vorausgeeilt war, sich bei der Unebenheit mehr als nur blaue Flecke geholt haben musste, aber deswegen genausowenig stehen geblieben war, wie sie selbst. Er hatte sich weiter geschleppt, einen Spaten genommen, und sich wenig später ein tiefes Loch gegraben, um sich dort zu verstecken und seine Wunden zu lecken.
Sie fiel, und konnte den Sturz nicht bremsen. Der Aufprall war hart, traf den schon verletzten Teil von ihr und gemeinsam brachen sie weiter ein, weil der Untergrund instabil war und nachgab. Die Bestandsaufnahme, als sie am kalten, feuchten Boden zu liegen kamen, war niederschmetternd. Der Rand des Lochs war in weite Ferne gerückt, die Wände waren schroff, sie beide verletzt und durcheinander.
Sie sah oben jemanden stehen, der zu ihnen herunter sah, und rief ihn an, ihr irgendwie zu helfen. Ihr Entsetzen hätte kaum größer sein können, als sie sich selbst dort oben erkannte – nicht mehr als ein Umriss, eine Hülle. Eine Hülle, die ein dickes schwarzes Tuch nahm, um es über dem Loch auszubreiten. Zwar sah sie noch hinaus, aber die Welt dort oben kam nur noch gedämpft bei ihr an. Das Licht, die Stimmen, alles. Und so sehr sie hier unten schrie und um Aufmerksamkeit oder gar Rettung flehte, so wenig drang es durch das schwarze Tuch nach außen. Sie war gefangen und durch sich selbst zu einem Dasein im Dunkel verdammt. Inzwischen war sie heiser, und spürte die Kälte aufsteigen. Ihre Hülle lächelte. Die Anderen waren längst fort.