43 – Days too long, Nights too short

Verwirrung ist eins der häufigsten Gefühle momentan. Vielleicht beschreibt es das auch gar nicht richtig, aber das Wort geht mir zur Zeit ständig durch den Kopf.

Ich weiß nicht, was ich will, wohin ich will. Vor einigen Tagen dachte ich, es wäre toll, eine Liste mit Dingen zu erstellen, die ich gerne in meinem Leben machen möchte (oder schon gemacht habe), so wie ich es in anderen Blogs gesehen habe. Und dann wurde mir bewusst, dass mir spontan nur sehr (!) wenig einfällt, was auf diese Liste kommen könnte, zumindest an zukünftigen schönen Dingen oder Wünschen.

Aber warum ist das so? Warum spüre ich mein Leben nicht, warum ist da so oft nur Leere, wo (Vor-)Freude sein sollte, warum kreise ich ständig mit negativen Gedanken um mich selbst? Dabei ist da aktuell keine tiefe Verzweiflung, wie ich sie früher schon kennen gelernt habe – keine schwarze Traurig- und Hoffnungslosigkeit, die einen um den Verstand bringt. Es ist eher … Resignation? Ein Abfinden damit, dass es zwar nicht gut ist, aber immerhin auch nicht so schlecht, wie es schon gewesen ist.

Aber auch das ist ein Zustand, der an mir nagt. Der die Frage aufwirft, ob ich so den Rest meines Lebens verbringen möchte, nicht tief unglücklich, aber auch weit entfernt vom Glücklich sein – oder auch nur Zufrieden?
Vor einiger Zeit sagte meine Thera, sie denkt, dass ich wahrscheinlich nie ganz gesund sein werde, sondern immer auf mich achten muss, weil mich die Depression schon so lange begleitet. Eigentlich war das ein Satz, auf den ich seit Jahren hoffte, weil ich dachte, dass mir das irgendwas, irgendetwas geben würde. Aber seither ist irgendwas anders. Das Gefühl, was ich mir durch diesen Satz immer erhofft hatte, ist ausgeblieben und hat stattdessen etwas verändert; etwas kaputt gemacht, vielleicht.
Im gleichen Atemzug sagte die Thera auch, ich hätte in dem Jahr, das ich jetzt bei ihr bin, große Fortschritte gemacht. Ich frage mich, wo sie die sieht. Ich sehe Winzigkeiten, wenn überhaupt. Millimeter auf einem Lichtjahre langen Weg. Und frage mich, ob ich die Thera belüge, und mich gleich mit.

Vieles – fast alles – was sie mir erzählt, weiß ich eigentlich schon. Weil ich mich seit Jahren mit dem Thema auseinandersetze und versuche, meine eigene Psyche zu analysieren. Natürlich ist ein verbaler, geschickt verpackter Tritt in den Hintern sehr hilfreich, wenn ich mich selbst nicht dazu durchringen kann, etwas anders zu machen. Aber wo sind die Fortschritte, von denen sie spricht? Ich selbst sehe mich gerade an fast exakt dem gleichen Punkt wie vor knapp 1 1/2 Jahren, als ich beschloss, mir wegen der Szd-Gedanken, mit denen ich mich sonst allein hätte auseinandersetzen müssen, Hilfe zu suchen. Ja, zwischenzeitlich waren sie so gut wie weg. Ja, ich habe mich seither nicht verletzt. Nein, ich sehe keinen Fortschritt. Und die scheiß Gedanken sind wieder da.

Ich fühle mich alt, als sei mein Leben vorbei, als käme da nichts besseres mehr.Ich fühle mich wie ein Alien, der Mensch-sein spielt, aber zu den grundlegenden Emotionen nicht fähig ist und es daher nie begreifen wird. Ich fühle mich verwirrt.

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