Zeit, einmal mehr über mein Essverhalten zu reflektieren. Mein BMI liegt bei 19,1. So dünn war ich noch nie.
Letzte Woche hatte ich zum allerersten Mal in meinem Leben den Gedanken „Wow, bin ich dünn!“. Ich war erstaunt, erschrocken, stolz, verwirrt, besorgt, … alles auf einmal. Ich weiß nicht, wo ich stehe. Ich weiß nicht, ob ich mich mit Absicht in eine Essstörung manövriere, schon eine habe, oder es nur eine Phase ist. Dabei esse ich ja. Ich esse weiterhin meinen 3,5%igen Joghurt, brate meinen Kürbis in etwas Butter an, esse Käse, trinke 3,5%ige Milch. Aber eben weniger – deutlich weniger. Ich habe bisher vermieden, meine Gesamtkalorienzahl am Tag auszurechnen, weil ich dann nur in Versuchung käme, noch etwas einzusparen. Aber so oder so, am Ende des Tages steht da einfach eine negative Kalorienbilanz.
Schatz sagte heute beim Duschen zu mir, er mache sich Sorgen – ich sei dünn und knochig. Ich empfinde mich nicht so. Wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich meine Knochen, und wenn ich (mit Absicht, weil ich sie gerne fühle) meine Schlüsselbeine oder Rippen berühre, kann ich sie deutlicher als je zuvor fühlen.
Voller Überzeugungskraft antwortete ich, es müsse sich keine Sorgen machen und ich würde versuchen, mein Gewicht zu halten.
Aber versuche ich es wirklich?
Ich bin innerlich – wie so oft und wie zu so vielen Themen – gespalten.
Einserseits…
…finde ich meine Figur wirklich in Ordnung
…werden nur meine Hosen zu groß, so dass sie nicht mehr sitzen (ich kann eh nur noch die Hälfte meiner Hosen anziehen)
…finde ich nicht, dass ich weiter abnehmen sollte
…habe ich, verdammt nochmal, Hunger!
Andererseits…
…bekomme ich eine Krise, wenn es um zu kalorienhaltiges Essen geht
…verhandle ich in der Arbeit schon jeden Tag mit mir, ob ein zweiter Kaffee mit Milch drin ist (oft nicht, dabei gibts da nur die 1,5%ige)
…verweigere ich mir Nahrungs-, nein Genussmittel, die ich gerne mal wieder essen würde
…habe ich viel zu viel Angst davor, unkontrolliert (naja, auch kontrolliert) wieder zuzunehmen
…ist es eine Herausforderung*
*an dieser Stelle schüttelt der „Einerseits“-Teil mit dem Kopf und findet mich armselig. Ich weiß nicht, was ich damit erreichen will. Wirklich nicht. Ich weiß, dass es zu nichts führt, außer dass es irgendwann zu viel (also, zu wenig) ist. Ich weiß, dass es klingt, wie ein bockiges Kind. Ich weiß, dass es klingt, als würde ich „Aufmerksamkeit!“ schreien. Ich weiß, dass ich nicht einfach so damit aufhören kann.
Und wo war jetzt die Reflektion? Ach, da – fast übersehen, weil ja nicht mehr so viel übrig ist.