Stille Wasser

Ich bin ertrunken. Ein falscher Schritt, an den jede Erinnerung fehlt, und ich fand mich in tiefsten Gewässern wieder. Ich schluckte Wasser und ging unter wie ein Stein. Ich wehrte mich nicht.
Nun beobachte ich meinen Körper, der wie schwerelos durch die Dunkelheit schwebt, immer tiefer in die Kälte. Es ist friedlich, irgendwie – das Wasser umhüllt ihn wie weiche, dämpfende Watte, lässt ihn sanft in die Tiefe sinken.

Ein geradezu romantisches Bild des Lochs, in das ich vor einer Woche gefallen bin, plötzlich und ohne Vorwarnung. Es ist so tief, dass ich das Licht kaum noch sehe. Alles ist unfassbar dumpf, und doch fühle ich mich irgendwie geborgen.
Ich funktioniere, aber ich spiel(t)e ernsthaft mit dem Gedanken, mich krankschreiben zu lassen, was ich bei einem besseren Verhältnis zu meinem Hausarzt sicher auch getan hätte. Meine Maske funktioniert perfekt. Schatz merkt es. Aber am Mittwoch, bei meiner allerletzten Therapiestunde, erzählte ich Frau Thera das Blaue vom Himmel, und sie glaubte mir. “Ich freue mich für Sie, dass es Ihnen so viel besser geht, als zu Beginn!“ Lächeln. Zustimmend nicken.

5 Kommentare zu „Stille Wasser“

  1. Warum so tun, als ob alles in Ordnung ist, warum lügen? Es ist ok, nicht ok zu sein… Ich glaube du hast deinen Punkt schon überschritten. Jetzt ist es sicherlich Zeit, dass du dir deine Gesundheit zur Priorität machst. Es wird Dir ganz sicher besser gehen, wenn du dir eine Auszeit nimmst und um dich kümmerst. Gib die Hoffnung nicht auf. 😌❤️❤️

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    1. Ich überlege jetzt schon eine Weile, was ich antworten kann.

      „Warum so tun, als ob alles in Ordnung ist, warum lügen? “

      Weil … Weiter komme ich nicht. Weil halt. Keine Ahnung. Ich funktioniere doch, warum soll ich dann eine Pause machen? Sooo schlecht geht es mir ja auch nicht *leisesirreslachenimhinterkopf*

      Danke für deine Worte. Denkstoff.

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  2. Ich schicke dir Licht ins Dunkel. Ja. Ich glaube auch, dass es wichtig ist, nicht immer zu überspielen und zu relativieren und zu rationalisieren (jedenfalls mache ich das ganz oft). Aber es ist schwer, das nicht zu tun. Es ist auch ein Schutz vor sich selbst und den Gefühlen, denen man ausgesetzt ist. Es vor anderen anzuerkennen und auszusprechen, bedeutet auch, glaube ich, es realer und spürbarer werden zu lassen. Sichtbarer eben. Greifbarer. Das ist schwer auszuhalten. Alles Liebe!

    PS: Allerletzte Therapiestunde heißt, dass du jetzt wieder ohne Unterstützung bist?

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