Ein Raum. Ein geschlossenes System. Groß, aber begrenzt. Darin sah sie ihre Gedanken, ihren Geist schweben. Jeder ihrer Gedanken nahm etwas von dem Platz weg, der zwischen den zahllosen Schränken blieb, in dem sämtliche ihrer Erinnerungen eingelagert waren. Manche Schränke waren verstaubt, weil sie die Schubladen schon lang nicht mehr geöffnet hatte. Wenn sie es doch einmal tat, merkte sie, wie alt sie waren und wie das trockene Holz sich verkantet hatte. Andere Schubladen hingegen öffneten sich wie von selbst, wenn sie auch nur hinsah.
Der Raum dazwischen war angefüllt von Gedanken. Wenn sie sich in die Mitte des Raumes stellte, konnte sie die Wände nicht mehr sehen. Stattdessen sah sie das Meer, die Sterne, Erinnerungen und Gedanken, alles vermischt und durchdringend, wie ein leichter Morgennebel. Bunte Farbwirbel im scheinbar endlosen Raum, denen sie nach Belieben ihre Aufmerksamkeit schenken konnte.
Aber sie stand nicht in der Mitte. Sie stand in einer dunklen Ecke, umgeben von stofflich gewordenen Kreaturen, die einst nur Gedanken gewesen waren, sich aber zu etwas dunklerem, undurchdringlicherem entwickelt hatten. Sie hielten sie in dieser Ecke gefangen, und schotteten sie von den Farbwirbeln ab. Schwarze Wesen, die ihr kaum genug Luft zum Atmen ließen und kalte Dunkelheit abstrahlten, die das Licht verdrängte.
Dort kauerte sie. Verzweifelt. Müde. Scheinbar für die Ewigkeit.
03.02.2018